Kunstrasenplatz: Gemeinde Wehr gibt weniger dazu
Deckungslücke Fußballverein hatte sich 30 000 Euro mehr erhofft - Turbulente Debatte
Rheinzeitung Andernach & Mayen vom 17.09.2018
Von Hans-Willi Kempenich
Wehr Die Ortsgemeinde Wehr beteiligt sich am Umbau ihres alten Hartplatzes zu einer modernen Kunstrasenanlage. Mit seiner Entscheidung blieb der
Gemeinderat aber deutlich hinter der im Antrag des FV Vilja Wehr genannten Summe von
65 000 Euro zurück.
35 000 Euro
wird es nun aus dem Haushalt der Gemeinde geben, so der Beschluss. Der Fußballverein will den Umbau in Eigenregie abwickeln und hat in den
vergangenen
18 Monaten in einer bemerkenswerten Spendenaktion fast
75 000 Euro eingesammelt. Aber auch danach bleibt noch
eine beträchtliche Deckungslücke.
In ihrem Finanzierungsplan gehen die Viljaner von Gesamtkosten in Höhe von
420 000 Euro für den Kunstrasenplatz aus.
Nach Ausschöpfung sämtlicher Fördermöglichkeiten und unter Berücksichtigung aller Spenden, des Vereinsvermögens,
der Einnahmen des Eröffnungsspiels gegen den Bundesligisten
1. FSV Mainz 05 und der zu erwartenden Steuererstattungen bleibt
immer noch eine Deckungslücke von
122 000 Euro. Diese sollte eigentlich mit einem Vereinsdarlehen von
57 000 Euro
und dem besagten Gemeindezuschuss in Höhe von
65 000 Euro geschlossen werden. Alexander Bell von der Finanzabteilung der
Verbandsgemeinde legte den Mandatsträgern und einer beträchtlichen Zuschauerzahl auf Nachfrage die derzeitigen finanziellen Gegebenheiten
der Ortsgemeinde dar. Demnach hatte Wehr
Ende 2017 einen Schuldenstand von knapp
700 000 Euro. In diesem Jahr sind zudem
die Gewerbesteuereinnahmen rückläufig. Doch dieses Dilemma wirkt sich im kommenden Jahr in Form höherer Schlüsselzuweisungen aus,
sodass dann mit einer freien Finanzspitze von
10 000 bis
13 000 Euro zu rechnen ist. "In den folgenden Jahren bis 2022
bewegt sich die freie Finanzspitze voraussichtlich sogar jeweils zwischen
30 000 und
35 000 Euro", prognostizierte Bell.
Die Tatsache, dass inzwischen schon einige Tiefbauarbeiten am Sportplatz gelaufen sind, stößt Ratsmitglied Dagmar Degen sauer auf:
"Wir fühlen uns unter Druck gesetzt", sagte sie. Man habe mit den Arbeiten bereits begonnen, um den Förderzeitraum auszudehnen
und damit die Fördermöglichkeiten zu verbessern, begründete Vorsitzender Stefan Bell den frühzeitigen Baubeginn. Dem Vereinschef
war während einer Sitzungsunterbrechung die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt worden. Als sich bei der Debatte doch einiger
Widerstand gegen den beantragten Gemeindezuschuss von
65 000 Euro abzeichnete, regte Beigeordneter Rolf Stommel als Kompromiss eine
Fördersumme von
35 000 Euro an. Die wurde mit neun Ja- gegen zwei Neinstimmen und zwei Enthaltungen dann auch beschlossen.
Für die vom Verein beantragten
65 000 Euro fanden sich nur drei Befürworter. Vor der Aussprache über das Thema hatte
Ortsbürgermeister Berthold Doll übrigens eine geheime Abstimmung beantragt. Die dafür erforderliche Zweidrittelmehrheit gab es
aber nicht, sodass offen abgestimmt wurde.
Die weitere Tagesordnung war schnell abgehandelt. Unter dem Vorsitz von Ratsmitglied Hermann-Josef Seiffert wurde der Jahresabschluss 2017
einstimmig beschlossen. Die Ergebnisrechnung schließt mit einem überschuss von
7300 Euro ab, in der laufenden Finanzrechnung
beläuft sich der überschuss auf
54 000 Euro. Im Zuge der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED wurden von der
Firma Koll aus Niederzissen die Schaltschränke auf ihre Funktionstauglichkeit überprüft. Dabei zeigte sich, dass bei
zwei Schaltanlagen Nachbesserungen erforderlich sind. Der Rat vergab einstimmig den Reparaturauftrag für
4500 Euro.
F.V. Vereinschef ist nicht enttäuscht
"Natürlich hätten wir gerne den beantragten Zuschuss in Höhe von
65 000 Euro bekommen", sagte Vereinschef
Stefan Bell nach der Sitzung. "Aber mit den zugesagten
35 000 Euro sind wir auch glücklich." Er sieht mehrere Ansätze,
die verbleibende Deckungslücke zu schließen: Auf der Ausgabenseite will man prüfen, wo Einsparungen möglich sind, ohne an
Qualität einzubüßen. "Vielleicht lässt sich auch die eine oder andere Arbeit ein wenig aufschieben." Auf der Einnahmeseite
will man versuchen, noch zwei größere Spenden zu akquirieren. Das HerzRasen-Spendenprojekt wird aber nicht verlängert.
"Damit haben wir uns eineinhalb Jahre lang beschäftigt und manchmal bis zum Anschlag gearbeitet. Jetzt muss es damit auch einmal gut
sein." Ein neuer Kunstrasenplatz ist für ihn aber nicht - wie es in der Sitzung verschiedentlich anklang - nur eine Investition
für die Fußballer, sondern vielmehr für eine Gemeinde wie Wehr auch ein bedeutender Standortfaktor.
Aus dem staubigen Hartplatz des FV Wehr soll schon im kommenden Jahr ein
sattgrüner Kunstrasen werden. Die Gemeinde gibt dazu einen Zuschuss in Höhe
von 35 000 Euro. Erste Tiefbauarbeiten sind bereits erfolgt.
Fotos: Hans-Willi Kempenich